Sonntag, 28. März 2010

Die Stellung der Frau

Ziel dieses Blogs ist es unter anderem, Informationen über Rastafari die, im Internet und in anderen Medien, falsch dargestellt oder fehl interpretiert werden, richtig zu stellen.

Eines dieser Themen ist die Stellung der Frau innerhalb der Rastafari-Bewegung.
In vielen Veröffentlichungen, in denen das Thema 'Stellung der Frau' in Zusammenhang mit Rastafari behandelt wird, lesen wir von Polygamie und von der Diskriminierung der Frau aufgrund alttestamentlicher Reinheitsvorschriften.

Wir lesen es sein angeblich dem Rasta-Mann erlaubt mehrere Frauen zu haben, während dies der Rasta-Frau untersagt sei.
Mir ist nicht bekannt dass es Brüder gibt die mehrere Frauen im Sinne eines Harems haben und schon gar nicht dass dies als erstrebenswert oder ausdrücklich erwünscht, geschweige denn als Norm unter Rastas gilt. Als Beispiel für Polygamie in der Rasta-Bewegung wird oft Bob Marley genannt, der wohl elf Kinder von acht Frauen haben soll. Ich weiß dass Marley Kinder hatte, einige von ihnen machen auch ziemlich gute Musik. Frauen, im Sinne von Ehefrauen, hatte er meines Wissens nur eine, nämlich Rita. Doch es kann sein das ich da irre, denn ich bin kein Bob Marley Biograph. Was ich aber weiß ist dass Bob Marley ein Entertainer war, ein wohl sehr charismatischer Musiker, der internationalen Ruhm erlang. Eine solche Person des öffentlichen Lebens übt, verständlicherweise, eine große Anziehungskraft auf Frauen aus. Noch dazu da seine Texte, zum einen philosophischen, ja prophetischen Inhalt haben, und zum andern von Liebe handeln. Aber ich möchte hier nicht hauptsächlich von Bob Marley sprechen, das haben andere zu genüge getan. Festhalten möchte ich nur, dass sein Verhalten diesbezüglich nicht repräsentativ für Rastafari ist. Vielleicht aber repräsentativ für Jamaikaner seiner sozialen Schicht. Soll heißen; in den unteren sozialen Schichten finden wir überall, nicht nur in Jamaika, aber eben auch dort, kaputte Familien, Menschen die Zuflucht in spontanen Liebesbeziehungen suchen, aus denen dann häufig Kinder hervorgehen. Wir sprechen hier also von einem Problem das nicht in der Rastafari-Bewegung wurzelt, sondern im Verhalten von Männern allgemein und überall auf der Welt.
Kritik ist insofern angebracht, dass wir Brüder uns mehr für unsere Schwestern und auch für die Verantwortung unserer Brüder gegenüber ihren Nachkommen, einsetzen sollten. Angesprochen wurde dieses Thema auch von Mutabaruka in dem, von mir bereits in den Quellen genannten, Buch 'Rastafari. Eine universelle Philosophie im 3. Jahrtausend'.

Die Diskriminierung der Frau durch die praktische Anwendung der im 'Alten Testament' beschriebenen Reinheitsvorschriften ist ein weiterer Kritikpunkt. Hierzu möchte ich zuallererst sagen, dies finden wir nicht bei allen Rasta-Gemeinschaften, sondern meines Wissens nur bei zwei Houses, zum einen bei den als Bobo Dreads oder Bobo Ashanti bekannten Brüdern vom Ethiopian Africa International Congress und zum andern bei den relativ orthodoxen Brüdern vom House Of Nyabinghi. Innerhalb dieser beiden Houses werden die strengen Reinheitsvorschriften aus Levitikus 15, 19-33 zur 'Unreinheit bei Frauen' gelebt. Nun mag man sagen dass dies heutzutage nicht mehr nötig ist da wir, im Gegensatz zu den alten Israeliten damals, heute die Möglichkeit haben uns so rein zu halten, dass auch eine Frau während ihrer Periode nicht alles mit dem sie in Berührung kommt beschmutzt. Doch wenn einige Brüder und Schwestern es für nötig halten die Bibel so wörtlich zu nehmen, so muss man ihnen dies zugestehen.
Auf keinen Fall ist es aber richtig, aufgrund der Lebensweise einiger Rastas, das komplette Rastafari-Gedankengut und die komplette Rastafari-Symbolik zu verurteilen, denn nicht alle Rastas legen die Worte der Bibel so strikt aus.
Die Stellung der Frau in der Katholischen Kirche ist auch sehr kritisch zu betrachten und dennoch wird niemand deshalb grundsätzlich die christliche Lehre verwerfen.

Etwas das ich ebenfalls gelesen habe ist, dass Rasta-Frauen angeblich grundsätzlich ihr Haupt bedecken müssen. Hierzu möchte ich sage, viele Rastas, besonders die Bobo Ashanti, bedecken ihr Haupt und ihre Dreadlocks in der Öffentlichkeit, Männer gleichermaßen wie Frauen. Dies hat nichts, aber auch gar nichts, mit der Stellung der Frau in der Bewegung zu tun.

Rastafari lehrt uns Respekt, den Respekt gegenüber unserer Umwelt und gegenüber unserem Nächsten. Dies schließt für mich selbstverständlich den Respekt gegenüber Frauen ein. Dazu kommt dass ich erleben durfte wie meine Frau mir, unter für einen Mann unvorstellbaren Schmerzen, einen Sohn gebar, was in mir den, mir von meinen Eltern ohnehin anerzogenen, Respekt gegenüber Frauen im allgemeinen und meiner Frau im besonderen, noch steigerte.
In den Medien, besonders im Internet, wir Rastafari aufgrund der Stellung der Frau innerhalb der Bewegung stark kritisiert, während zur gleichen Zeit, ebenfalls im Internet, eine Vielzahl von frauenverachtender Pornographie kursiert.
Unsere Gesellschaft predigt scheinheilig die Gleichberechtigung, während im Fernsehen täglich frauenverachtende Sendungen, wie 'Germanys Next Top Model', unsere Schwestern und Töchter zu Huren erziehen.
Rastafari ist eine Enklave in dieser Gesellschaft, die wir als Babylon bezeichnen, und distanziert sich somit vom Treiben in den Medien, vom Treiben der Wirtschaftsbosse und Unternehmen, ja von der pseudoliberalen Haltung des Systems, die einen Vergleich mit dem biblischen Sodom und Gomorra nahelegt.

JAH Love!
Pneu

1 Kommentar:

  1. Ja, die angebliche Unterdrückung der Frau in Rastafari ist ein sehr oft diskutiertes Thema.
    Ich selbst habe noch nie einen Bruder getroffen, der mich in irgendeiner Weise unterdrückt hätte! Ganz im Gegenteil, die Brüder kommen einem als Frau in besonderem Maße an Respekt gegenüber. Niemand versucht mich zu zwingen, Röcke zu tragen, meine Haare zu bedecken oder ähnliches, ich tu all dies aus eigenem freien Willen ,nur für JAH und mich. Warum ich das alles mache ,kann ich ganz einfach beantworten. Meine Haare sind mir heilig und gehen Außenstehende nichts an und ich steh mit Stolz dazu ,eine frau zu sein, warum also sollte ich es dann nicht auch zeigen? In Babylon hat sich die „Emanzipation“ in eine total falsche Richtung entwickelt, die Frau von heute meint frei und gleichberechtigt zu sein, doch der Schein trügt! Heute ist die Frau nur noch ein billiges Sexobjekt, dass immer zu funktionieren hat. Karriere ,Haushalt ,Familie ,für den Mann hübsch sein ,alles am besten auf einmal. Ich selbst bin von Beruf Maler und Lackiererin und bekomme jeden Tag mit, wie Babylons Männer über Frauen sprechen und denken. Es ist wirklich schlimm mit anzusehn, was die „Moderne Frau „alles mit sich machen lässt!
    Die Reinheitsgebote hat JAH auch nicht gemacht , um uns zu unterdrücken ,sondern um uns zu schützen und zu helfen. Man stelle sich vor, man lebt wie die Israeliten damals, da ist es doch sehr logisch, dass die Frau sich an ihren Tagen nicht bei der Gemeinschaft aufhält. Jeder Ausenstehende der in dieser Hinsicht Kritik äußert, der sollte erst mal überlegen, wie es der Frau im heutigen System so ergeht! Viele Frauen haben Probleme in den Tagen ihrer Menstruation die sehr stark sein kann oder höllische Schmerzen bereiten können, und da fragt uns in Babylon keiner , ob wir nicht lieber zuhause bleiben wollen. Wie schön wäre es da für eine betroffene Frau, einfach mal ein paar Tage für sich zu haben !

    JAH guide

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